Keine andere deutsche Stadt ist im Laufe ihrer Geschichte so stark gewachsen wie Berlin. Keine hat mehr unter dem Eisernen Vorhang gelitten als Berlin. Und keine andere hat sich in so kurzer Zeit vom „Mauerblümchen“ zur fünftgrößten Metropole Europas entwickelt.
Hier lesen Sie die wechselvolle Geschichte von Berlin.
Das Nikolaiviertel ganz in der Nähe des heutigen Rathauses am Alexanderplatz ist die Wiege von Berlin. Zwar wurden um 1240 gleich zwei Städte in nächster Nachbarschaft gegründet, die Stadt Cölln, auf der anderen Seite der Spree, und die Stadt Berlin. Doch entwickelte Berlin letztlich die größere Bedeutung. Bereits 1230 wurde die Nikolaikirche gebaut. Sie ist damit das älteste Gebäude Berlins. Um 1390 wurde das erste Berliner Rathaus errichtet. Um die historischen Bauten entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte ein privilegiertes Wohnviertel. Ein drastischer historischer Einschnitt kam mit dem dreißigjährigen Krieg, der die Einwohnerschaft des damaligen Berlins um die Hälfte, auf 6000 Einwohner reduzierte.
Ein Jahrhundert später entwickelte sich das Zentrum um die Nikolaikirche zu neuer Blüte.
Im Jahr 1411 wird Burggraf Friedrich der VI. aus dem Geschlecht der Hohenzollern zur Regierung über Berlin-Cölln berufen. Damit beginnt die über fünfhundertjährige Herrschaft der Hohenzollern. 1443 lässt Kurfürst Friedrich II. auf der Spreeinsel den Grundstein für ein Stadtschloss legen. Seit dem Jahr 1486 ist dieses Schloss dann ständiger Sitz der Brandenburger Hohenzollern-Fürsten.
Damit der fürstlichen Herrschaft der Hohenzollern ein standesgerechter Ausritt zu ihrem nahen Jagdgebiet, dem Tierpark, garantiert war, wurde 1647 eine Reitachse angelegt. Damit wurde der Verlauf der späteren Straße unter den Linden geprägt.
Im 17. Jahrhundert richtete sich die Bautätigkeit vor allem auf die Verteidigung gegen kriegerische Anfeindungen anderer Herrschaftsgeschlechter. Sternförmig werden 13 Burgen rundum das besiedelte Berlin errichtet. Später werden diese Burgen zu Schlössern umgebaut. Einen guten Eindruck von der mittelalterlichen Herkunft bekommt man noch in der Zitadelle Spandau.
1685 erlässt Kurfürst Friedrich Wilhelm das Toleranzedikt und löst damit eine bedeutende Zuwanderungswelle aus. Vor allem Juden und Hugenotten lassen sich in Berlin nieder und bescheren der Stadt mit Handel und Gewerbe einen deutlichen Aufschwung. Eins der schönsten Zeugnisse dieser Zeit ist das Ephraimpalais von 1766, das für den jüdischen Bankier Veitel Heine Ephraim im Nikolaiviertel erbaut wurde. Hier befindet sich heute das Museum für Stadtgeschichte - das Märkische Museum.
Um 1730 führt eine neue Zuwanderungswelle böhmische Glaubensflüchtlinge in das evangelische Berlin. Sie begründen die Stadtsiedlung Böhmisch-Rixdorf, heute Neukölln.
Nach dem Vorbild von Versailles ließ Kurfürst Friedrich III. im Jahr 1695 bei Lietzenburg ein prunkvolles Residenzschloss für seine Gattin Charlotte errichten, das nach deren Tod Schloss Charlottenburg benannt wurde. Heute ist Schloss Charlottenburg der touristische Höhepunkt des gleichnamigen Berliner Stadtteils. Hier befinden sich verschiedene Museen. Der Schlossgarten gehört zu den beliebtesten Anlagen für Spaziergänger.
Besagter Kurfürst Friedrich III. ließ sich 1701 zum König von Preußen küren und betrieb den Zusammenschluss der bisherigen Nachbarstädte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur preußischen Hauptstadt Berlin. Unter seiner Regierung wurden einige Maßnahmen zum Wohle der Bevölkerung unternommen. So führte er 1717 die Allgemeine Schulpflicht in Preußen ein. 1726 ließ er ein ehemaliges Pesthaus zum städtischen Krankenhaus umbauen, der Charité. Die Berliner Charité wurde auch bald das erste medizinische Ausbildungszentrum Preußens.
Außerdem ließ Friedrich I. die Berliner Stadtmauern abreißen und durch Zollgrenzen ersetzen. Seinem Sohn Friedrich II. soll er ein überzogen strenger Vater gewesen sein.
Doch ließ er für ihn auch das Kronprinzenpalais errichten. Auch das Zeughaus unter den Linden wurde unter Friedrich I. gebaut.
Friedrich II. war im Gegensatz zu seinem Vater modernen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen. Sein Regierungsstil war in fast allen Bereichen von fortschrittlichen Ideen geprägt.
Im Siebenjährigen Krieg erwies er sich als kluger Feldherr. Durch seine strategischen Befehle kam die preußische Armee einem französisch-russischen Bündnis zuvor und konnte durch ihre siegreichen Feldzüge das Territorium und die politische Macht Preußens entscheidend ausbauen. Während des Krieges blieb Friedrich nicht nur regierender Oberbefehlshaber, sondern nahm auch selbst an den Feldzügen teil, was ihm viel Ruhm aber auch Respekt einbrachte.
In Berlin setzte er die Bautätigkeit seines Vaters mit noch ehrgeizigeren Projekten fort. Die Straße Unter den Linden verwandelte sich in jene königliche Promeniermeile, die bis heute Touristen aus aller Welt anzieht. In besonderem Maße investierte Friedrich II. in die Wissenschaft und die Schönen Künste. Er ließ die Gebäude der heutigen Humboldt-Universität und die königliche Bibliothek erbauen. Außerdem entstanden die Große Oper und die Humboldt-Universität.
Friedrich II. war auch maßgeblicher Bauherr des Gendarmenmarktes. Er ließ dem vorhandenen deutschen Dom einen französischen Dom gegenüberstellen, den Platz rundherum mit Bürgerhäusern bebauen und einen Theaterbau zwischen beide Gotteshäuser errichten. Damit legte er einen städtischen Platz an, der bis heute von vielen als schönster Platz Berlins bezeichnet wird.
Ein weiteres Verdienst Friedrich II. war der Ausbau der Königlich-Preußischen Akademie. Er holte die fortschrittlichsten Wissenschaftler der Zeit an seinen Hof, darunter auch den berühmten französischen Philosophen Voltaire.
Friedrich versuchte, viele seiner fortschrittlichen Ideen in reale Politik umzusetzen. So setzte er sich gegen den Widerstand des preußischen Landadels für die Abschaffung der Leibeigenschaft ein. Gleichzeitig gab er den sogenannten „Kartoffelbefehl“ heraus, und sorgte dafür dass das neu entdeckte gesunde Nahrungsmittel einer breiten Bevölkerung zugänglich wurde. Unter seiner Regierungszeit wurden außerdem Hunderte von Schulen errichtet.
Wegen seiner vielen großen Entscheidungen und verdienstvollen Taten wurde er bald Friedrich der Große genannt. Wenn die Berliner von ihm sprechen, nennen sie ihn aber eher den „alten Fritz“, was wohl noch bis heute die Volksnähe dieses großen Königs vermittelt.
Seine musische Seite als Dichter, Schöngeist und Philosoph hat Friedrich der Große in seinem „Sommersitz“ in Potsdam zur Entfaltung gebracht. Das Schloss Sanssouci übertrifft alle bisherigen Schlossbauten Preußens. Nicht nur an Größe, sondern auch an dem Einfallsreichtum seiner Architekten, denen Friedrich der Große hier Raum und Mittel zur Verfügung stellte. In seinen letzten Jahren zog sich der „alte Fritz“, der fast sein ganzes Leben als „Single“ verbrachte, mit seinen Hunden auf Schloss Sanssouci zurück, mit dem Wunsch, hier begraben zu werden. Doch erst 1991 nach der Wiedervereinigung und mit Einwilligung der letzten Nachfahren der Hohenzollern fanden die Überreste Friedrichs des Großen tatsächlich ihre letzte Ruhe im Schloss „Sorgenlos“. (frz. sans souci)
Der Neffe und Thronfolger von Friedrich II., Friedrich Wilhelm II., ließ in Gedenken an seinen hochverehrten Onkel das Brandenburger Tor errichten. Es wurde nach dem Vorbild der Akropolis gebaut und stellte damals den krönenden Abschluss der Prunkstraße Unter den Linden an der damaligen Stadtgrenze dar. 1851 wurde dann das Reiterstandbild zu Ehren von Friedrich dem Großen auf dem Mittelstreifen der Straße Unter den Linden aufgestellt, wo es nach einigen auswärtigen Aufenthalten auch heute wieder steht.
Die Nachfolger von Friedrich II. setzten seinen volksnahen, modernen Regierungsstil fort.
Während in anderen deutschen Staaten die beginnende Industrialisierung auf den Widerstand der Monarchen stieß, konnten sich in Berlin schon sehr früh moderne Produktionsstätten entwickeln. Bereits unter Friedrich II. wurde die erste Porzellanmanufaktur gegründet. 1810 wurde mit der Humboldt-Universität Berlins erste Universität eröffnet. 1816 wurde in einer Eisengießerei an der Panke die erste Dampflokomotive der Welt fertiggestellt. Mit der Errichtung neuer Manufakturen und Werkstätten kam es zu einem starken Zuzug von Landbewohnern in die Stadt, so dass bereits 1824 die ersten Berliner Mietskasernen gebaut wurden.
1826 brannten unter den Linden die ersten Gaslampen, 1830 wurde auf der heutigen Museumsinsel das erste Museumsgebäude auf dem europäischen Festland errichtet.
1837 wurde ein Meilenstein der Industrialisierung gelegt: August Borsig beginnt mit dem Bau einer Maschinenfabrik und setzt damit den Anfang einer Kette von Firmengründungen, in der bald Namen wie Siemens, Schering und AEG auftauchen.
Auch politisch modernisiert sich Berlin schnell. Nach der dreijährigen Fremdherrschaft durch die Armee Napoleons fordert das Bürgertum seine Rechte. 1809 wird eine neue Städteordnung erlassen, die eine Selbstverwaltung der Bürger regelt und die erste Stadtverordnetenversammlung von Berlin ins Leben ruft.
Während die Stadt explosionsartig über sich hinauswuchs, wurden zwei Erholungsparks für die Bevölkerung angelegt. Im Westen der Tierpark und im Osten der Volkspark Friedrichshain.
Die Lebensbedingungen in den Berliner Mietskasernen sind äußerst schlecht und die Arbeitsbedingungen in den Fabriken unzumutbar. Schon bald führen die sozialen Ungerechtigkeiten zwischen den neuen Fabrikherren und einem ausgebeuteten Proletariat zu Unruhen, die in der Märzrevolution von 1848 gipfeln. Der Aufstand wird von der Preußischen Armee blutig niedergeschlagen, woran bis heute der Platz des 18. März, nahe des Brandenburger Tores erinnert.
Bereits 1861, also viel früher als andere deutsche Städte, beginnt Berlin mit der Eingemeindung der umliegenden Ortschaften. Die Einwohnerzahl steigt erstmals über eine halbe Million und verdoppelt sich in den nächsten Jahren nochmals, so dass sie 1871 fast an die Millionengrenze heran reicht.
Auf dem Alexanderplatz, einem ehemaligen Reitplatz, der längst besiedeltes Stadtgebiet geworden ist, wird das heutige Berliner Rathaus errichtet.
Mit der Gründung des deutschen Reiches wird Berlin die Reichshauptstadt. Als modernste Stadt und politisches Zentrum des deutschen Reiches zieht die Stadt verstärkter als bisher Unternehmer, Freigeister und natürlich einfache Arbeitssuchende an.
1890 wird von August Bebel eine Arbeiterpartei gegründet, die SPD. Mit dem Sozialistengesetz wird sie bis 1890 verboten. Als die Partei 1890 wieder erlaubt wird und freie Wahlen ausgerufen werden, wählen die überwiegende Mehrheit der Berliner demokratisch.
Zur selben Zeit entwickelt sich Berlin zum intellektuellen Zentrum. Von 1883 bis 1892 werden das Deutsche Theater, die Volksbühne und das Theater am Schiffbauerdamm eröffnet. In den folgenden Jahren leitet der berühmte Max Reinhardt sein avantgardistisches Theaterprogramm im Deutschen Theater.
In der Malerei etabliert sich die Berliner Sezession mit vielen berühmten Malern, u.a. Walter Liebermann.
Die Wissenschaft wird durch die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gefördert. Berühmte Forscher wie Max Planck und Rudolf Virchow können mit ihrer Hilfe umfangreiche Forschungsarbeiten vornehmen.
Kaiser Wilhelm lässt unter der Feder historischer Architekten wie Stüler und Schinkel einige spektakuläre Bauten errichten. Darunter das Reichstagsgebäude und den Berliner Dom. Außerdem lässt er viele vorhandene Gebäude in neoklassizistischem Stil umbauen oder erweitern. Auf der Museumsinsel entstehen die Nationalgalerie, das Bodemuseum und das Pergamonmuseum. Vor dem Charlottenburger Schloss werden ebenfalls zwei Stülerbauten errichtet.
Neuer bürgerlicher Reichtum führt auch zu einer verstärkten Bauintensität der wohlhabenden Bevölkerung. In den sogenannten Gründerjahren entstehen zahlreiche Jugendstilbauten in Berlin. 1905 errichtet der jüdische Händler Adolf Jandorf sein sechstes und bisher größtes Kaufhaus, das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) am Tauentzien, das bis heute das größte Kaufhaus Europas ist.
Für die Arbeiter werden immer mehr Mietskasernen gebaut. Es entsteht aber auch ein großes fortschrittliches Projekt des sozialen Wohnungsbaus: Die Siemensstadt.
1912 sind die Grenzen zu den umliegenden Ortschaften zugebaut, und die Städte Charlottenburg, Wilmersdorf, Lichtenberg, Schöneberg und Spandau werden eingemeindet. Die Einwohnerzahl Berlins liegt jetzt bei über 2 Millionen.
Im ersten Weltkrieg wird die Berliner Bevölkerung vom Kriegsgeschehen stark in Mitleidenschaft gezogen. Geführt von der SPD kommt es zur siegreichen Novemberrevolution. Der deutsche Kaiser muss abdanken und Friedrich Ebert wird Reichskanzler.
Trotz verschiedener politischer Querelen zwischen Militaristen (Kapp-Putsch), SPD und der neugegründeten KPD erholt sich Berlin allmählich vom 1. Weltkrieg und kann seine blühende Entwicklung als moderne Stadt wieder aufnehmen. Mit der Absetzung der Monarchie entwickelt sich auch das Kulturleben der Berliner immer freizügiger. Bisher nie da gewesene Vergnügungsmöglichkeiten entstehen. In diesen Jahren mausert sich der Kurfürstendamm zur Flaniermeile mit Cafés, Bars, Varietés und Theatern. Berlin wird zum Zentrum der Avantgarde. Zahllose Schriftsteller, Maler, Komponisten und Theatermacher ziehen in die deutsche Hauptstadt. Die Künstlergruppe der deutschen Expressionisten „Die Brücke“ gründet sich. Es sind jene Künstler, die nur wenige Jahre später als „entartet“ verboten werden.
Auf technischer Ebene geht es ebenso rasant vorwärts. 1921 wird die erste Autobahn (AVUS) gebaut, 1923 der erste Berliner Flughafen (Tempelhof) 1924 findet die erste Berliner Funkausstellung statt. Kino und Radio kommen in Mode. In Babelsberg arbeitet mit der UFA die erste Filmfabrik.
Bereits in den frühen Zwanzigern begann aber auch die Inflation, die das Leben vieler Menschen in immer größere Unsicherheiten stürzte. Erstmals kam es zu Massenarbeitslosigkeiten. Die Weltwirtschaftskrise 1929 führte dann zum völligen Zusammenbruch. Die politischen Verhältnisse entgleisen allmählich und mit den Nationalsozialisten kommt durch scheinbar freie Wahlen die Militärdiktatur Adolf Hitlers an die Macht.
1943 beschwor Goebbels im Berliner Sportpalast noch den totalen Krieg mit den Worten: „totaler und radikaler, als wir ihn uns überhaupt vorstellen können“. Die völlige Zerstörung Berlins durch die Bombenangriffe der Alliierten hat sich wohl wirklich niemand vorstellen können. Noch jahrelang war Berlin eine Trümmerstadt. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde als Ruine stehen gelassen, um für immer an die katastrophalen Folgen des deutschen Angriffskrieges zu erinnern.
Nach langen Verhandlungen zwischen den alliierten Siegermächten wird Berlin, das innerhalb der sowjetischen Besatzungszone liegt, noch einmal geteilt. Der östliche Teil wird Hauptstadt der DDR und folgt der kommunistischen Politik seiner sowjetischen Besatzungsmächte. Der westliche Teil verliert seinen Status als Hauptstadt und wird ein eigenständiges westdeutsches Bundesland, umgeben vom Territorium der DDR, der Volksmund nennt es „Insel im Roten Meer“
In Berlin wird die Mauer errichtet, die nur von Westdeutschen passiert werden kann. An diese Zeit erinnert heute das Mauermuseum am Checkpoint Charlie. Reste der Berliner Mauer befinden sich außerdem in den Stadtteilen Prenzlauer Berg und Friedrichshain und dienen heute vor allem als Kreativitätsfläche für Graffitti-Künstler.
Die beiden Teile der Stadt verfolgen nach der Teilung komplett unterschiedliche historische Wege.
Ost-Berlin wird zur sozialistischen Vorzeigegroßstadt. Obwohl direkt am Brandenburger Tor Scharfschützen stehen, werden die Architekturschätze an der Straße unter den Linden wieder aufgebaut, sofern sie nicht vom Krieg total zerstört wurden. Auch die Museumsinsel wird von der bildungsbeflissenen DDR in jahrzehntelangen Anstrengungen wieder neu errichtet. Nationalgalerie, Pergamonmuseum und altes Museum wurden wieder eröffnet. Auch die großen Berliner Theater waren Vorzeige-Kultstätten einer DDR-Kultur, die sich in der Hauptstadt stets fortschrittlicher gab als in der Provinz.
Nur das Stadtschloss, das als Machtsymbol besiegter Monarchien galt, wurde gesprengt und in den nächsten Jahrzehnten durch den Palast der Republik ersetzt.
Zu den wesentlichen Neubauten der Nachkriegszeit in Ostberlin zählt die ehemalige Stalin-Allee. Sie sollte die angebliche Herrschaft der arbeitenden Bevölkerung demonstrieren. Eine Masseninitiative aus Freiwilligen Helfern beteiligte sich am sogenannten „Nationalen Aufbauwerk“. Aus dem Trümmerschutt der Stadt wurden palastartige Wohnanlagen im „Zuckerbäckerstil“ errichtet. Besonders markant: die beiden Türme am Frankfurter Tor. Sie sollten an den Deutschen und Französischen Dom erinnern, die zur damaligen Zeit Ruinen waren.
Das Nikolaiviertel wird Ende der Achtziger Jahre als Vorzeigeareal nach historischem Vorbild wieder aufgebaut. Im Zuge dessen wurde sogar Berlins älteste Kneipe, die sich einst auf der benachbarten Spreeinsel, der Fischerinsel, befand, hier wieder eröffnet. Das Lokal „Zum Nussbaum“ gab es schon im 16. Jahrhundert. Später gehörten Berliner Originale wie Heinrich Zille und Otto Nagel zu seinen Stammgästen. Einige der wieder aufgebauten historischen Bürgerhäuser erinnern auch an die Zeit, als Berlin mit seinem Spree-Hafen Mitglied im Bund der deutschen Hansestädte war.
http://www.nikolaiviertel-berlin.de
Ein wichtiger Neubau für die Ost-Berliner Stadtherren war auch der Berliner Fernsehturm, der zum Wahrzeichen von Ost-Berlin wurde, und bis heute eine touristische Attraktion darstellt.
Durch seine Inselexistenz bekam Westberlin eine vollkommen neue Bedeutung. Westberliner Männer waren nicht wehrpflichtig, was zu einer starken Zuwanderung linksgerichteter junger Männer führte. Mit der FU (Freie Universität) und anderen Bildungseinrichtungen etablierte sich in Westberlin eine fortschrittliche intellektuelle und kulturelle Szene. Andererseits zogen viele andere Berliner, darunter auch viele Wohlhabende, lieber in die BRD, um sich dort anzusiedeln. Damit wurde Westberlin offen für Zuwanderer ( „Gastarbeiter“)
Ein weiterer Nachteil für Westberlin war, dass fast das gesamte historische Berlin im Ostteil der Stadt lag und die Stadt damit touristisch wenig zu bieten hatte. Mit der Restaurierung von Berliner Ku’damms und Schloss Charlottenburg bemühte man sich dennoch, den einstigen Glanz der Reichshauptstadt aufrecht zu erhalten.
Zu den wichtigsten Neubauten Westberlins gehört das alte Kulturforum. Hier erhielt die berühmte Berliner Philharmonie einen damals aufsehenerregend modernen Konzertsaal. Weiterhin entstand die Neue Nationalgalerie, die sich vor allem dem Erbe der Expressionisten widmete.
Als Berlin nach der Wiedervereinigung den Status der deutschen Hauptstadt zurück erhielt, bedeutete das auch, dass zwei völlig unterschiedliche Stadthälften wieder zusammen wachsen sollten. Auf einem ehemals kaum genutzten Gebiet wurde der neue Potsdamer Platz als „neue Mitte“ der Stadt errichtet. Dort, wo einst der „Todesstreifen“ entlang führte, wuchsen in wenigen Jahren Wolkenkratzer und ehrgeizige Architekturprojekte in die Höhe. Bauherren waren große Firmen wie Siemens, Sony und Daimler Benz. Der Platz bietet City-Touristen alles, was sie sich nur wünschen können, großes Entertainment, Shoppingmöglichkeiten, Restaurants und Bars. Das Kulturforum gleich nebenan wurde im gleichen Zug mitausgebaut, In der neuen Nationalgalerie ist auch die nationale Kunstsammlung, die in der Vergangenheit auf Ost- und Westberlin verteilt war, wieder vereint.
Doch der Potsdamer Platz wird von der Berliner Bevölkerung kaum als neues Zentrum angenommen. Dann schon eher der Hackesche Markt. Das einst jüdische Viertel mit seinen großen Handelshöfen lag zu DDR-Zeiten direkt an der Mauer und schlief dort als Ruinenstadt eine Dornröschenschlaf. Mit seiner Restaurierung nach dem Mauerfall wurde es schnell zum pulsierenden Zentrum einer jungen geschäftlichen und kulturellen Szene.
Auch viele weitere historische Gebäude wurden nach dem Ende der DDR aufwändig restauriert. So das Brandenburger Tor, durch das nun täglich Tausende von Touristen schreiten. Der Reichstag ist in modernisierter Form und nach einer Pause von sechzig Jahren wieder Regierungssitz von Deutschland.
Auf der Museumsinsel wurde das Jahrzehnte lang verfallene Bode-Museum wieder hergestellt und auch der Gendarmen-Markt entwickelte sich erst nach der Wiedervereinigung zum schönsten Platz Berlins. Ebenfalls ein Werk der Wiedervereinigung ist das fast geschlossene Bild der Friedrichstraße. Während sich zu DDR-Zeiten über Jahrzehnte hinweg kriegsbedingte Baulücken hielten, wurden hier ab 1990 mehrere neue Kaufhäuser errichtet.
Die größte Baugrube klafft derzeit am Standort des einstigen Stadtschlosses. Hier sehen die Restaurationspläne der Stadt Berlin den Wiederaufbau der einstigen königlichen Residenz vor. Doch zuvor musste der Palast der Republik abgerissen werden. Doch die Ost-Berliner Geschichte scheint zäher als vorhergesehen. Zumindest geht der Abriss wegen giftiger Asbestvorkommen im Palast wesentlich langsamer als geplant voran. Mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses wird voraussichtlich 2009 begonnen.